DER „JA“ – SAGER

22.02.2013 14:39

 

Wer kennt nicht die US-amerikanische Filmkomödie, in der Jim Carrey die Hauptrolle spielt (den „Carl“). Dieser Film basiert übrigens auf einer wahren Begebenheit.

Kino-Carl besucht also einen Motivationskurs. Er lässt sich von einem so genannten „Guru“ breit schlagen, der ihm rät, sich endlich all seinen Problemen im Leben zu stellen, auf Menschen zuzugehen und auf jede Bitte, die ihm gestellt wird, mit „JA“ zu antworten.

Und das ausnahmslos.

Na gut, nur ein Mal sagt Carl NEIN, was er später aber bitter bereut, weil damit wieder seine alten Probleme im Leben anfangen.

Er nutzt daraufhin jede Gelegenheit, „JA“ zu sagen, und das „Ja“ - Sagen funktioniert dabei immer zu Carls Vorteil.

 

Soweit der Film. Wer ihn noch nicht kennt – er ist wirklich ansehenswert.

 

Nun aber wieder zur Realität. Meiner Geschichte im heutigen Blog.

 

Vergangene Nacht hatte ich nicht besonders gut geschlafen. Geflogen mit meiner Süßen war ich auch nicht. Dog Sammy murrte ebenfalls irgendwie sehr zeitig rum und verlangte fordernd nach einer ordentlichen Waldrunde.

Unter dem ermahnenden Blick meines Goldies schlüpfte ich mehr müde als wach ins Hundeoutfit und die Wanderstiefel.

Draußen schneite es leicht. Die Schneeflocken waren so dick, dass sie von Gesicht und Nase regelrecht abprallten, wie winzig kleine nasse Schaumstoffkügelchen.

Ich entschloss mich, meinen müden Kopf heute mal ohne Zweibeiner auszulüften und eine Morgenspur allein in den frisch gefallenen Schnee zu treten.

Das Laufen auf watteweichem Belag auszukosten und nur die knackenden Geräusche zu vernehmen, die Sammy neben mir im Unterholz verursachte.

Wenn Antje sich zu mir gesellen würde, das wäre okay. Sogar sehr! Ich stellte mir gerade vor, wo sie im Moment sein würde … neben mir laufend, ohne Abdrücke zu hinterlassen, oder über mir zu schweben. Ich hätte nichts dagegen, wenn sie sich heute auf meine Schulter setzen würde. Das Leichtgewicht. Ihre Seele soll wohl so um die 21 Gramm wiegen.

Antje, mein Weib! Meine leichte und wunderbare Muse! …

 

Grad, als ich in mich hinein schmunzelte, kam mir eine nette Bekannte mit Hund entgegen.

Auf Augenhöhe grüßten wir uns freundlich und als ich an ihr vorbei schleichen wollte, fragte sie mich, ob sie mich noch ein Stück begleiten könne. Sie hätte noch Zeit und wäre nicht abgeneigt, den gleichen Weg wieder mit mir zurück zu gehen, den sie gerade gekommen war.

 

Ich schluckte innerlich.

Dann hörte ich mich doch tatsächlich schon wieder was anderes sagen, als ich dachte! :

„Ja klar!“ und „Hab nichts dagegen!“

 

Da hatte ich es wieder! MEIN derzeitiges Problem! ICH kann nicht „NEIN“ sagen.

Mir rutscht immer wieder dieses flotte „JA“ raus!

 

Nun gut. Ich lief, ehrlich gesagt, jetzt betont langsam, so Omamäßig schlurfend.

In der Hoffnung, die junge Frau würde einen Gang schneller einlegen wollen und mich wieder meiner ersehnten Einsamkeit überlassen. Nichts da! Nada.

 

Endlich! An irgendeiner Waldkreuzung verabschiedete sie sich fröhlich von mir, nach dem Motto: „ Man sieht sich hoffentlich bald wieder!“

Erleichtert sog ich die frische Waldluft tief in meine Lungen. Es hatte mittlerweile aufgehört zu schneien. Durchs Gequatsche war das glatt unter gegangen. Aber Sammy war noch brav an meiner Seite.

 

Ich versuchte gerade, den roten Faden meines Selbstgespräches wieder aufzunehmen, als ich von irgendwas schwarz herum Wuselndes an der Wade getroffen wurde. Ein Hündchen! Erschrocken drehte ich mich herum und sah die nächste junge Frau auf mich zu hasten.

„Anna, warte mal, ich habe dich schon mehrmals gerufen! Aber du hast nicht gehört!“

„Nimmste mich mit?“

Und schon flutschte mein „JA“-Wort ungefragt durch die Lippen.

 

Dieses Mal hatte ich aber mehr Glück. „Marina“ hatte noch einen Termin. Und ich behielt meinen Schlurfgang bei. So schnell, wie sie mir hinter her gesprintet war, rannte sie dann auch wieder vor mir her und auf und davon.

Ein ersehnter Telefonanruf war ihr Anreiz. Gott sei´ s gedankt!

 

Den Rest des Weges gehörte dann meine kleine Welt wieder mir allein.

 

Antje hatte sich an der Situation köstlich amüsiert, denn ich hörte ihre etwas frohlockende Stimme mir ins Ohr flüstern: „Na siehste, schon haste wieder was zu schreiben!“